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– Juni 2009 –

Montag, 1. Juni 2009

Wenn man alle Autos Deutschlands aneinanderreihen würde, dann ergäbe das eine Strecke, die so lang wäre, wie die Staus auf den Autobahnen an Pfingsten. Darum blieben wir mal fein daheim.

 

Pfingstmontag 2009

 

 

Wie schön muss es doch sein, sich den Menschheitstraum vom Fliegen wahr zu machen. Abheben, vogelgleich durch die Lüfte gleiten, die Welt mit anderen Augen sehen. Die Freiheit, hört man, soll ja grenzenlos sein über den Wolken – oder doch zumindest über dem eigenen Vorgarten.

 

Gewimmel am Himmel

 

Weniger schön ist es, wenn man am Boden entspannende Pfingsten verbringen will, über der Stadt aber seit zwei Tagen anlässlich des Westflug-Festivals 2009 am Provinzflughafen Aachen-Merzbrück unablässig Hubschrauber, Doppeldecker und Stukas knattern, als gelte es, die große Offensive der Luftschlacht um England nachzuholen! Dieses Gewimmel am Himmel ist doch Teil der groß angelegten Weltverschwörung gegen mich, oder?

 

 

Dienstag, 2. Juni 2009

Unerwartet sahen wir heute auf der Straße zwischen Jülich und Bergheim ein dunkles Auto mit französischen Kennzeichen und eigenartigen Dachaufbauten: Google Street View kartiert nun also auch die Provinz!

 

Es war ein unfairer Kampf: Wir waren gänzlich unbewaffnet, keine SLR, keine Kompakte, kein Fotohandy, kein Nichts – und das datenfressende Ding hat neun Kameras und drei dreidimensionale Lasermessgeräte auf dem Dach!

 

 

Mittwoch, 3. Juni 2009

Bingo! Es gibt eine neue Suchmaschine, die auszog, Google das Fürchten zu lehren. Sie kommt aus dem Hause Microsoft und nennt sich Bing – das ist wahlweise die Abkürzung von big thing oder von but it’s not google. Der erste Eindruck: Schick gemacht, mit täglich wechselndem Hintergrundbild. Die Suchergebnisse sind auch nicht schlecht; die Features der Bilder- und Video-Suche vielleicht sogar besser als bisher Bekanntes. Mit Bing macht Googeln noch mehr Spaß.

 

Allerdings sollte man lügenderweise angeben, dass man sich in den USA befindet. Sonst erlebt man »eine Suche, die speziell auf Ihre Region zugeschnitten ist«. Das ist eine freundliche Umschreibung für Zensur. Ich brauche keinen Nichtschwimmerbereich im Internet und man muss mir die Informationsbröckchen auch nicht vorkauen. Ich hätte gerne uneingeschränkten Zugang zu allem. Ob das meiner Seele schadet, entscheide ich selbst. (Falls ich in die Hölle komme, kann der Teufel sowieso seine Sachen packen!)

 

Denn der Filter schlägt schon bei den kleinsten Kleinigkeiten zu. Wenn man sich zum Beispiel so ganz allgemein und generell über das Thema »Erotik« informieren und endlich einmal nachschauen möchte, was es denn damit eigentlich auf sich hat, bekommt man diese lapidare Meldung serviert:

»DER SUCHBEGRIFF EROTIK FÜHRT MÖGLICHERWEISE ZU SEXUELL EINDEUTIGEN INHALTEN. Ändern Sie Ihre Suchbegriffe, um Ergebnisse zu erhalten.«

 

Möglicherweise? Sexuell? Eindeutig? – Na, das will ich aber auch schwer hoffen!

 

Möglicherweise? Sexuell? Eindeutig? – Na, das will ich aber auch schwer hoffen!

 

 

Als gefaketer Ami bekommt man vollen Zugang zu den Einstellungen und kann SafeSearch deaktivieren. Andernfalls werden einem gefilterte Fundstücke vorgesetzt. (Die Sprache kann man ja trotzdem auf Deutsch stellen.) Diese Konstellation ist schon sehr eigenartig: Sonst schreien die US-Sittenwächter doch schon auf, wenn irgendwo auch nur ein Fitzelchen Nacktheit zu sehen ist. Das kennt man aus Hollywoodfilmen: Es wird detailliert gemetzelt und in Nahaufnahme gemordet, alles ist realistischer als in der Realität – doch wenn der Held danach mit heißesten Liebesszenen belohnt wird, behält Sie den BH dabei an …

 

Aber zurück zu Bing. Dass ich das noch erleben darf: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gibt Microsoft den David, dem man Erfolg wünscht, weil er gegen den Goliath Google in den Kampf zieht!

 

 

Donnerstag, 4. Juni 2009

In Aachen beginnt und endet wohl alles. Nachdem ich letztens den Auftakt des CDU-Europawahlkampfes mit Angie auf dem Katschhof verpasst habe, konnte ich heute dem Abschluss des SPD-Europawahlkampfes im Eurogress beiwohnen. Daher: Shooting mit Karl, Ulla, Martin und Franz.

 

Shooting mit Karl, Ulla, Martin und Franz.

 

 

Am Einlass zum bestuhlten Saal überprüfte die Security die Gäste und wurde bei mir fündig: eine Canon EOS 350D. Damit kann man nun wirklich kein Attentat verüben, eher schon mit der EOS 1Ds Mark III. Doch das Wechselobjektiv schien den Sicherheitsmitarbeiter zu beeindrucken: »Aha, Sie sind von der Presse?« Hier wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, tüchtig zu flunkern. Doch ich sagte wahrheitsgemäß einfach: »Nein.« Nachdem ich dargelegt hatte, die Bilder privat und höchstens semiprofessionell auf einer – dieser – Homepage zu verwursten, entschied man dennoch, mir ein »PRESSE«-Bändchen für die Kamera auszuhändigen, das mich zum freilaufenden Knipsen berechtigen würde. Interviews dürfte ich aber keine führen! Prima, das hatte ich auch nicht vor.

 

Aber es kam noch besser: Der nächste Saaldiener erspähte mein Bändchen – und lotste mich flugs in die erste Reihe, denn die war für die Presse reserviert! Ich hätte mir fast die Unterlippe durchgebissen. Dort, mitten vor der Bühne, war noch alles frei. Die werten Kollegen kommen wahrscheinlich erst kurz vor knapp. Klar, haben ja reservierte Plätze. Doch ich schlug das nette Angebot aus und nahm am äußeren Ende der zweiten Reihe Platz. (Wie ich später feststellte, wäre ich auf der Pressebank direkt neben dem Insolv… Parteivorsitzenden Franz Müntefering zu sitzen gekommen, nur durch zwei Meter Gang getrennt. Aber egal, denn obwohl der 69-Jährige derzeit auf Freiersfüßen wandelt, wie man hört, hatte er sein blutigjunges Herzblatt sowieso nicht dabei. Musste wahrscheinlich noch Hausaufgaben machen.)

 

SPD-Europawahlkampf in Aachen: Platz da für die Presse!

 

 

Die Veranstaltung begann, und alle Redner sprachen mit Verve für Europa, vor allem Martin Schulz: sehr leidenschaftlich, mitunter lustig und auf jeden Fall lang. Die Kurzfassung: Europa ist sehr wichtig, wird aber falsch regiert. (Zu rechts.) Europa bedeutet Stabilität, Wohlstand, Frieden, Agrarsubventionen und gerade Gurken. Soziale Erwägungen sollen künftig über EU-Binnenmarkt- und Wettbewerbsregeln stehen.

 

Martin Schulz MdEP, Spitzenkandidat und zukünftiger EU-Kommisar

 

 

Weitere Inhalte entnehme man bitte der Tagespresse, ich hab nicht mitgescribbelt wie die professionellen Jungs in der Reihe vor mir. (Der Knabe vom Lokalradio hatte wohl auch keine Akkreditierung für Interviews, daher hat er sich seine O-Töne an der Lautsprecherbox mitgeschnitten …)

 

Mehr SPD für Europa.

 

 

Die Redner versicherten einander, dass man es heute Abend ganz sicher mit dem nächsten deutschen EU-Kommissar zu tun habe, dass der nächste Aachener Oberbürgermeister anwesend sei und dass Ulla selbstverständlich Ministerin bleibe. (Vom Ausbrechen der Revolution innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten und der Übernahme der Weltherrschaft binnen Jahresfrist war noch keine Rede.) Gewiss, diese Predigt galt den Gläubigen. Wenn man Fremdwähler für sich gewinnen will, geht man auf den Marktplatz und versteckt sich nicht im Eurogress. Die Veranstaltung machte aber auf jeden Fall Lust darauf, am Sonntag wählen zu gehen. Wie beim Fußball: So ein Wahlabend ist viel spannender, wenn man mit einer Mannschaft mitfiebern kann. Besonders wenn es ein chancenloser Underdog ist. Saalschutz war heute allerdings keiner vonnöten: Die süßen Jungs und Mädels von den Jusos hatten riesige Schulz-Masken dabei, die sie sich vors Gesicht hielten. (Nein, Schulz hat keine Nasenpiercings: Das sind Gucklöcher.)

 

Der große Tenor war, dass man am Sonntag bittebitte wählen gehen und auch sämtliche Verwandte und Bekannte dazu anstiften solle. Der Einwand, keine Partei würde einem komplett zusagen, gälte nicht. Franz Müntefering, Parteivorsitzender der Sozalmokratschn Partei Deutschlands sagte im bekannten Stakkatostil: »Eine Partei, mit der ich hundertprozentig einverstanden bin, gibt's nicht. Auch nicht die SPD. Wenn mir einer sagt, er findet die SPD zu 100 Prozent gut, mache ich mir Sorgen: Ich kenn doch die SPD!«

 

Franz Müntefering spricht

 

 

Im informellen Teil nach der Veranstaltung lief ich noch ein bisschen unsortiert umher und schoss ein paar Promis ab. Es folgte ein reger Tausch von Visitenkarten: Denn manch ein Besucher wollte, dass ich ihn mit Ulla Schmidt oder Münte ablichte. Gerne doch. Die großen Brüder von der Presse (also alles ab Canon und Nikon einstellig) waren nämlich schon weg. Und eine Mitarbeiterin der Bundesministerin für Gesundheit fragte gar, ob ich ihr meine Bilder zur Verfügung stellen könnte! Hätte ich geahnt, dass ich so gefragt sein würde, hätte ich ein Blitzgerät mitgebracht. Und einen vollen Akku …

 

Münte, Martin, Ulla, Karl

 

 

Samstag, 6. Juni 2009

Happy 25th Birthday, TETRIS!

 

 

 

 

Am Holzgraben, also quasi vor der Haustür, kämpfte heute Mittag der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir wahl und nahm Huldigungen eines verblendeten Fans entgegen, der nicht ganz verstanden hatte, worum es bei der Wahl morgen eigentlich geht. (Auch wenn es so scheint und ja nicht ungewöhnlich wäre, war der Auftritt nicht sponsored by Deutsche Bank.)

 

ÖZDEMIR FOR CHANCELLOR

 

 

Sonntag, 7. Juni 2009

Alles Gute zum Geburtstag, Dirk!

 

 

Wählen gehen! Heute ist Europawahl:

 

Stimmzettel für die Europawahl 2009

 

 

Montag, 8. Juni 2009

Herzlich Willkommen auf der Welt, Kadlin!

 

Zum Wörterbuch hinzufügen: Herzlich Willkommen auf der Welt, Kadlin!

 

 

Die rote Rose, die mir das nette Juso-Mädchen letzte Woche geschenkt hatte, hält immer noch. Geschenkt ist vielleicht das falsche Wort: Sie wollte als Gegenleistung, dass ich am Sonntag wählen gehen würde. Aber das wäre doch nicht nööötig gewesen! Allerdings hätte es sehr viel größerer floristischer Anstrengungen in der Bevölkerung bedurft, um das Spiel um die Europameisterschaft noch zu drehen …

 

Die rote Rose, die mir das nette Juso-Mädchen letzte Woche geschenkt hatte.

 

 

Die Europäer hatten gestern also wieder die Qual der Wahl. Es war diesmal aber auch wirklich schwer, sich zu entscheiden zwischen Nasebohren, Eierschaukeln oder Nichtstun. Fast 57 Prozent entschieden sich fürs Nichtwählen. Und die, die wählen gingen, entschieden sich großteils fürs Nicht-SPD-Wählen. Das amtliche Ende der SPD lag bei 20,8 Prozent. Münz Frantefering begründete das schlechte Abschneiden seiner Partei mit einem Mobilisierungsproblem: Zuviele Wähler seien daheim geblieben.

 

Heißt das jetzt, man sollte so ehrlich sein und die fehlenden 57 Prozent der SPD zurechnen? Dann aber Obacht: Das nächste Mal würden dann sicherheitshalber alle Wähler wählen gehen und die Parteistrategen würden sich Politikverdruss sehnlichst wünschen …

 

 

Heute Morgen habe ich die DVD mit den Bildern von Donnerstag wie versprochen ins Parteibüro in der Heinrichsallee gebracht. Persönlich, denn ich wollte doch mal spinksen, wie es bei Gesundheitsministers zuhause aussieht. Ich erwartete eine reputierliche Dependance der einstigen Volkspartei vorzufinden. Doch um in die Geschäftsstelle der Aachener SPD zu gelangen, muss man zunächst den Eingang im Hinterhof finden und durch ein karges Treppenhaus in den ersten Stock steigen, Vorbei an einer ebenfalls wenig einladend wirkenden Kammer voll mit Kram gelangte ich in eine Art Vorzimmer, in dem ich meine Photos einer Mitarbeiterin aushändigte. Ich hoffe, Ulla Schmidt hat in Berlin eine standesgemäßere Behausung.

 

Bei Gesundheitsministers zuhause

 

Zudem scheint in diesen Büros kein Rauchverbot zu herrschen; es roch etwas brenzlig. Für welches Ressort war Frau Ministerin nochmal zuständig …? Andererseits: Angesichts des Wahlergebnisses von 20,8 Prozent kann man verstehen, dass denen heute der Kopf raucht. Vielleicht brannte es ja auch schon lichterloh.

 

Ein Gutes hat die Wahlniederlage immerhin: Für die nächste Wahl wird man sich auf die Hinterbeine stellen und sich etwas anderes einfallen lassen müssen als schlicht Staatshilfen für marode Großkrämer. Und diese dümmlichen Plakate mit Münze, Föhn und Hai würde ich einfach weglassen.

 

 

Doch was kann jetzt noch helfen? Eine Oderflut, Gerhard Schröder oder eine andere Katastrophe? Oder sollten sich die Spezialdemokraten einfach zurücklehnen und die Union gewinnen lassen? Dann können Frau Merkel und Herr Westerwelle alleine schauen, wie sie klarkommen. Und nach einer Kreativpause erstrahlen die genesenen Genossen bei der nächsten Wahl dann wie Phoenix aus der Asche.

 

Doch halt, es gibt eine neue Marketingstrategie für den Kanzlerkandidaten. Ob sie aufgehen wird? – Na logo! Hat bei Joghurt, Staubsaugern, einem Drogeriemarkt und einem Fußballverein der 3. Liga ja auch geklappt.

 

 

Dienstag, 9. Juni 2009

School’s out for Summer. Jedenfalls endete heute mein letzter Kursus des ersten Halbjahres an der Volkshochschule in Jülich. Die absolvierten Kurse dürfen als erfolgreich bezeichnet werden; Fragen nach Verlängerung und Rotwein zum Abschied für den Kursleiter sprechen dafür.

 

Ich bin bei meinen Teilnehmern bekannt als der Mann mit der Engelsgeduld, fünfmal nachfragen ist erlaubt – aber irgendwann is auch gut! Wenn ein Teilnehmer schon Dutzende Unterrichtsstunden bei mir genießen durfte und immer noch Schiss vor der Maus hat, muss er vielleicht überlegen, ob dies das geeignete Medium für ihn ist. Dabei ist noch nie etwas Ernstes passiert: Kein PC ist explodiert, kein böser Virus hat zugebissen und auch noch niemand wurde vorm Monitor ausgeraubt!

 

Seit neuen Jahren bereits zeige ich Seniorinnen und Senioren, was dieses Internet ist und wie es so funktioniert. Als ich damals mit »Senioren ins Netz« anfing, dachte ich eigentlich, mir würde irgendwann die Kundschaft ausbleiben, weil keine jungen Alten mehr nachwüchsen. Doch nach wie vor besteht Bedarf, sogar bei der Generation der Mittelalten.

Nun denn, wer will, kann mich mieten! Dann komme ich auch zum Einzelunterricht am eigenen Computer ins Haus.

 

 

Wenn man stets fein artig war, bekommt man großartige Motive frei Haus geliefert:

 

Regenbogen über der Adalbertstraße

 

 

Mittwoch, 10. Juni 2009

Vor 20 Jahren wurde ich auf eine schottische Band aufmerksam, von der hier angelegentlich schon mal die Rede war: Del Amitri.

 

Damals wohnte ich noch da, wo der Sprudel herkommt, und begann gerade, am Wochenende regelmäßig in den örtlichen Pub zu gehen, zum Freundetreffen, Colatrinken, Billardspielen und MTV-Gucken. Ja, MTV, das war damals noch etwas Besonderes! Muss man sich mal vorstellen: Die haben den ganzen Tag nur Musikvideos gespielt! Sowas wäre heute ja gar nicht mehr denkbar. Es handelte sich um das englische MTV-Programm, denn ein deutsches gab es noch nicht, und wurde über Satellit empfangen – auch das in der Eifel damals noch eine Seltenheit. (Und Kristiane Backer war noch ein süßer Käfer und keine konvertierte Muslima.) Dort sah ich zufällig das Musikvideo von »Nothing Ever Happens«, dem ersten Hit von Del Amitri. Es klangt schön gitarrig-folkig, hatte eine eingängige Melodie und besonders die Stimme und Lyrik des Sängers Justin Currie machte es zu etwas Besonderem.

 

Ich war gleich so begeistert, dass ich sofort das zugehörige Album gekauft habe. Nun ja, »sofort« hieß in diesem Falle, als ich nochmal in einer größeren Stadt war, die über soetwas wie Plattenläden verfügte. (Plattenläden – gibt’s heute auch nicht mehr.)

 

Neben der teils minimal, teils orchestral instrumentierten (und auf jeden Fall den einzigen gerechtfertigten Grund für den Einsatz eines Akkordeons liefernden) Musik sind auch die Texte bemerkenswert. (Und ganz schön ambitioniert: Eigentlich sollten Englischlehrer sie in den Pflichtlektüre-Kanon aufnehmen, man lernt ein Vokabular wie bekloppt.) Besonders reizvoll werden die Lyrics, wenn die Melodie geschmeidig ins Ohr plätschert, man sich eigentlich der Melancholie ergeben möchte, aber Sarkasmus zwischen den Zeilen durchsticht.

 

Del Amitri ist übrigens keine Person, auch wenn es so klingt. Doch was der Name der Band bedeutet, dazu hüllt man sich in nobles Schweigen. Oder wie es im Klappentext eines der Alben heißt: »But if you ask what the name means – expect violence!«

 

Alle drei bis fünf Jahre warfen sie eine neue Platte auf den Markt und erwarben sich damit wohl die Auszeichnung »hardest working rockband ever«. Wenn ich mich für ein Album entscheiden müsste – was ich zum Glück nicht muss –, würde ich »Twisted« von 1992 nehmen. In Deutschland kennt man eventuell noch den Titel »Roll To Me«, da er hin und wieder im Radio kommt, ansonsten steht der große Durchbruch wohl noch bevor. Könnte aber knapp werden: Das letzte reguläre Album »Can You Do Me Good?« erschien 2002, danach wurde Del Amitri »in verlängerten Kälteschlaf versetzt« (Currie) und der Meister zog fürderhin allein durchs Land.

 

Seitlich – beziehungsweise weil ich mal wieder so viel schreibe mittlerweile oben – sind die wichtigsten Alben anklickbar abgebildet; außerdem gibt es noch diverse Best-ofs – ein untrügliches Zeichen dafür, dass es mit einer Band zuende ist – sowie eine Platte mit den B-Seiten der Singles, die sich auch hören lassen kann.

 

Del Amitri ist übrigens die einzige Band, von der ich dreimal ein Konzert besucht habe. Aber das ist eine andere Geschichte und die ist schon ein andermal erzählt worden.

 

 

Freitag, 12. Juni 2009

Jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang höre ich von draußen dieses Palaver. Ich kann mir nicht helfen, aber die Biester hecken doch was aus!

 

Ich kann mir nicht helfen, aber die Biester hecken doch was aus!

 

 

Nachmittags fuhren wir mal wieder in die Eifel und nutzten das unerwartet milde gestimmte Wetter zu einem abendlichen Spaziergang Richtung Büschkapelle, Grafenkreuz, Löschweiher und – unvermeidlich – Löwenburg.

 

Eifelspaziergang

 

 

Da ich in meiner Kindheit und Jugend oft, vielleicht zu oft, in der Natur war, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie jemand das nicht gewesen sein könnte. Mein naturkundlerisches Wissen würde ich als gerade mal durchschnittlich bezeichnen, doch Stadtkinder kann ich damit mords beeindrucken.

 

Mit einem sachkundigen Freund ging ich damals regelmäßig in den Wald Pilze und Schmetterlinge suchen. Die Pilze suchten wir nicht etwa, um sie zu essen, sondern bloß um sie zu finden – und zu photographieren und zu zeichnen. Tjaha, diese Leidenschaft fesselt mich – mit Unterbrechungen – schon lange.

 

Einmal hatten wir einen Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) ausgemacht und freuten uns über so einen gefährlichen Fund. Das Ding ist der Killer unter den myzelbildenden Lebewesen! Denn für die meisten Pilzvergiftungen mit tödlichem Ausgang zeichnet dieser Wulstling verantwortlich. Wenn man ihn aber nicht anfasst oder gar isst, tut er einem nichts. Wir hockten also mit der Kamera davor und wollten gerade knipsen, als ein älterer Mann vorbeikam, mehrmals heftig mit seinem Spazierstock daraufschlug und sagte: »Esch meehn, datt wär ene Jiftijen!«

 

Pilze 1983

 

Wenn ich »Kamera« sage, meine ich damit dieses schlichte Plastikkästchen, das zu seiner Zeit trotzdem ein Wunderwerk der Technik gewesen sein muss und bestimmt einiges an Geld gekostet haben dürfte. Ich darf mich nachträglich glücklich schätzen, dass ich Racker es für Photosafaris ausgehändigt bekam.

 

Man legte einen Kassettenfilm ein und photographierte mit Bedacht – das Material war ja nicht billig. Kein Vergleich zu dem digitalen Drauflosgeknipse von heute. Für die nächste Aufnahme musste man den Filmstreifen mit einem Hebel weitertransportieren. Es war halt rein mechanische Liebe. Vorteil: Die Akkus wurden niemals leer. Kein Wunder, es waren ja auch keine drin …

 

Die »Optik« bestand aus einer (!) Linse, bikonvex. Tele, Makro oder Zoom waren Fremdwörter. Autofokus hatte die Kiste natürlich auch keinen. Einen manuellen hatte sie allerdings auch nicht – eigentlich hatte sie gar keinen Fokus … Die nicht verstellbare Verschlusszeit und die nicht verstellbare Blende waren so aufeinander abgestimmt, dass alles von einem Meter fünfzig bis unendlich scharf war, beziehungsweise nicht unscharf erschien.

 

Die quadratischen Ergebnisse in neun mal neun – sie lagen manchmal schon nach wenigen Monaten vor, wenn nämlich der Film endlich voll war – waren bescheiden, aber bitte. (Heutzutage würde man sagen: Fürs Web reicht's.)

 

Schmetterlinge 1983

 

Zurück in die Gegenwart: Wir kamen auch am Löschweiher vorbei. Er wurde einst künstlich angelegt, um im Falle eines Waldbrandes über genügend Löschwasser zu verfügen, daher der Name. Inzwischen ist er ziemlich verschlammt und größtenteils zugewuchert mit Seerosengewächsen. Falls es tatsächlich mal brennen sollte, muss der Brand mit Rosenwasser gelöscht werden.

 

In meiner Kindheit war der Löschteich das nächste verfügbare Gewässer und strahlte naturgemäß große Anziehungskraft auf uns Racker aus. Wir versuchten zum Beispiel mit einfachsten Methoden, Stichlinge zu fangen – und machten uns gleichzeitig gegenseitig bange, dass wir umgehend wegen Wilderei verhaftet würden, wenn es denn auch klappen würde …

 

Auch mit glitschigem Laich herumzualbern oder zuzusehen, wie er sich in Kaulquappen verwandelte, war beliebt. (Für Stadtkinder: Das sind diese dickköpfigen schwarzen Spermien, aus denen mal später mal ein Prinz Frosch wird.)

 

Einmal machten wir uns daran, den Zulauf des Teichs mit Ästchen, Blättern und Steinchen aufzustauen. Ein recht zweckfreies Unterfangen, denn man sollte die Kraft des Wassers nicht unterschätzen. Unser Wehr wurde von dem zufließendem Rinnsal regelmäßig unterspült oder umflossen. Nichtsdestotrotz kassierten wir einen gehörigen Anschiss von einem älteren Herrn – ja haben die denn nichts anderes zu tun?! – der uns warnte: »Wenn jetzt die Schneeschmelze kommt!« Die Schneeschmelze. In der Eifel? Im August!?

 

Löschweiher: dickköpfige schwarzen Spermien, aus denen mal später mal ein Prinz, äh Frosch wird

 

 

Samstag, 13. Juni 2009

Sommerfrische Witterung animierte uns dazu, ein paar weitere Stationen des Eifelsteigs anzusteuern. Zum Beispiel die Dietzenley. In Anbetracht meiner noch nicht lange zurückliegenden Bein-und-Becken-Malaise votierte ich für den kürzeren Aufstieg an der Südflanke. (Wer es genau wissen und cachen gehen will: 50° 12′ 9″ N, 6° 40′ 40″ O)

 

Das Erklimmen der 617 Meter ü. NN wird belohnt mit einer vortrefflichen 360-Grad-Aussicht über die hügelige Landschaft, die sowohl von vulkanischem als auch von kalkhaltigem Gestein geprägt ist. Zufall oder Umsicht haben dazu geführt, dass man sie Vulkaneifel nennt – und nicht Kalkeifel. Die Marketingabteilung sagt Danke.

 

Dort droben begegneten uns einige Wanderer, die wir mit Sach- und Ortskenntnissen verwöhnen konnten. Hey, wenn die Dietzenley nicht so kurz vor oder nach einer Etappenstation läge, wäre das die Geschäftsidee: Sich da oben ein Weilchen hinhocken und gekühlte Getränke, geologische Kurzvorträge und Erinnerungsphotos zu äußerst fair gehandelten Preisen anbieten …

 

Eifelsteig: Dietzenley

 

 

Aus gegebenem Anlass ein Witz aus grauer Urzeit:

»Was ist das: Es ist eklig grün, hat fiese orange Augen, lange haarige Beine und sieht allgemein recht giftig aus?« –

»Keine Ahnung, was ist es denn?« –

»Weiß ich auch nicht, aber es hockt auf Deiner Schulter …«

 

Der Eifelsteig ist übrigens ein Fernwanderweg in 15 Etappen zwischen Aachen und Trier. Wenn man ihn komplett abläuft, hat man 313 Kilometer bewältigt und die wichtigsten Attraktionen dieses überaus sympathischen Mittelgebirges abgeklappert. (Dieser Eifelsteig ist sicher eine feine Sache für Tourismus, Landeskunde und Volksgesundheit. Allerdings ist es dadurch auch merklich voller im Büsch.)

 

Ein weiterer Klassiker auf der Strecke ist der Wallende Born in Wallenborn. Alle 35 Minuten kommt es zu einer Eruption dieses Kaltwassergeysirs, bei der der Brubbel, wie ihn Ortansässige liebevoll nennen, eine bis zu vier Meter hohe, kohlendioxidhaltige Wasserfontäne ausspuckt.

 

Eifelsteig: Brubbel in Wallenborn

 

 

Doch nun genug der Berichterstattung des Feld-, Wald- und Wiesenphotographen.

 

Genug der Berichterstattung des Feld-, Wald- und Wiesenphotographen.

 

 

Nun dachte ich schon, ich käme diesen Sommer relativ ungeschoren davon und könne auf stärkere Medikation verzichten, doch ach, Feld, Wald und Wiesen der Heimat ließen meine Schleimhäute arg ins Triefen geraten.

 

Heuschnupfen

 

 

Na bitte, es geht doch! Abends rundeten wir den Tag am mit billigem Weißwein und dem Sommer-»Wetten dass..?« aus Mallorca ab. Wer hätte drauf gewettet? Gottschalk war witzig und charmant, die Gäste waren sympathisch und durften ausreden, die Wetten waren überwiegend spannend, das Publikum machte, was es wollte, und es hockte kein simultan zu übersetzender Star auf der Bank, der sofort – nach Vorstellung von CD/Film/Buch – wieder abrauschen wollte, um noch »den Flieger nach Hause zu bekommen«. Es hätte ihm auch keiner geglaubt: Wer will schon weg von Mallorca?! Hat es also auch sein Gutes, dass die Sommerpause dieser Sendung von März bis Oktober dauert.

 

 

Sonntag, 14. Juni 2009

Alles Gute zum Geburtstag, Claudia!

 

 

Mein Anrufbeantworter kann nicht nur Anrufe beantworten, nein, er kann auch rechtverbindliche Willenserklärungen abgeben! Das denkt jedenfalls die rufnummernunterdrückte Automatenstimme, die meinen armen AB am Freitag heimtückisch anfiel, als er ganz allein und hilflos zuhause ausharrte, bis Vati wiederkam:

 

»Sie sind für 1750 Euro Bargeld nominiert. Sie haben richtig gehört, 1750 Euro. Bevor ich Ihnen die genauen Details zukommen lassen kann, benötige ich aus gesetzlichen Gründen Ihre Erlaubnis, Sie jetzt und auch zukünftig telefonisch informieren zu dürfen. Drücken Sie daher nach dem Signalton die Eins, wenn Sie damit einverstanden sind, jetzt und auch zukünftig über Gewinnspielteilnahmen mit Garantiegewinnen und Bargeldinformationen telefonisch informiert zu werden. – Tuuuut! – Herzlichen Dank für Ihr Einverständnis. Und jetzt Ihre Bargeldinformationen: Sie werden in den nächsten Tagen telefonisch darüber informiert, dass Sie einen Garantiegewinn mit einer Bargeldjackpotteilnahme erhalten. Dazu vorab schon mal herzlichen Glückwunsch und einen angenehmen Tag.«

 

Ich freue mich regelrecht darauf, in den nächsten Tagen – und auch zukünftig – mit Informationen zu »Garantiegewinnen mit einer Bargeldjackpotteilnahme« behelligt zu werden! (Zu was für kranken Wort- und Satzkonstruktionen unsere schöne deutsche Sprache doch missbraucht werden kann!) Ich habe mir schon ein Arsenal von Verbalinjurien zurechtgelegt, mit dem ich die Callcenter-Sklaven bombardieren werde, falls sie sich getrauen, ihre Drohung wahr zu machen. Meiner Kinderstube werde ich zu diesem Anlass jedenfalls kurzzeitig Amnesie gewähren.

 

Das letzte Wort für heute sollte aber mein AB haben: »Alle Nachrichten gelöscht!«

 

 

Montag, 15. Juni 2009

Heute vor 20 Jahren starb mein Lieblingslehrer. Gerhard Saftig war der Betreuende Lehrer unserer Schülerzeitung und hatte großen Einfluss auf mich, zu Lebzeiten und auch danach.

 

Gerhard Saftig

 

Nachruf Gerhard SaftigEr kam bei einem Autounfall ums Leben. Es war ein Donnerstag, ich erfuhr davon aber erst am Freitag. Wegen meines Heuschnupfens hatte ich ohnehin geschwollene Augen – als mir eine Mitschülerin auf dem Schulweg morgens von dem Unfall erzählte, wurden meine Augen erst recht dick. Es stellte sich heraus, dass ich einer der letzten gewesen sein muss, die an seinem letzten Nachmittag mit ihm gesprochen hatten. Die neueste Ausgabe der Schülerzeitung sollte aus der Druckerei geliefert werden und normalerweise schauten wir vor dem Verkauf noch gemeinsam drüber, ob auch alles in Ordnung ist. Doch diesmal sagte er um die Mittagszeit zu mir: »Sie können die Zeitung zum Verkauf freigeben, auch ohne dass ich sie gesehen habe.« Dann verabschiedeten wir uns und er fuhr wohl nach Hause. Eine halbe Stunde später war er tot. Im Nachhinein erlangen solche belanglosen Worte oft noch eine ganz andere Bedeutung.

 

Eine weitere seiner Bemerkungen nahmen wir ein paar Monate früher amüsiert in die Liste der »Lehrersprüche« auf: Er hatte etwas Unflätiges über eine ältere Kollegin gesagt und nachgeschoben: »Oh, dafür wird sie mich ein Leben lang hassen. Obwohl – so lange wäre das ja nicht mehr.« Da hatte noch niemand geahnt, wie wahr das sein würde.

 

Zufall oder nicht: Kurz darauf erfuhr mein Lebensweg eine Weichenstellung. Denn in der darauffolgenden Woche war die Beerdigung auf dem Prümer Friedhof. Die ganze Schule war anwesend, daher bin ich nicht zum Grab selbst gegangen, sondern auf einer Anhöhe stehen geblieben. Ich wollte mit niemandem interagieren. Dort muss mich die Mutter eines Bekannten gesehen haben, denn sie rief später bei uns an. Sie arbeitete ehrenamtlich beim Haus der Jugend, wo man noch einen Betreuer für eine Kinderferienfreizeit suchte. Sie sei auf mich gekommen, weil ich wie ihre Söhne als Kind selbst einmal bei solch einer Freizeit im Schwarzwald dabei gewesen war, und als sie mich bei der Beerdigung sah, hat sie sich daran erinnert. Ich hatte mit dem Haus der Jugend bis zu diesem Zeitpunkt nichts zu schaffen – und war nun auch schon kein Jugendlicher im eigentlichen Sinne mehr. Doch frisch gewagt: Ich ging dorthin, machte mich mit dem Leiter bekannt, und wir kamen überein, dass ich zwei Wochen drauf als Betreuer mit in die Ferien fahre. Es schlossen sich weitere Ferienmaßnahmen an, ich erkannte dabei wohl meine »soziale Ader« und während einer Radtour an die Mosel fand ich in einer Jugendherberge Lektüre zum Thema Zivildienst. Also machte ich Zivildienst in einer Behindertenwerkstatt und lernte währenddessen das Berufsbild des Sozialpädagogen kennen. Und so ging ich nach Aachen zum Studieren – und bin jetzt immer noch hier. All das nahm seinen Anfang im Sommer of Eightynine.

 

Als ich letztens meine Schwarzweiß-Negative durchsuchte, fand ich den Streifen mit dem letzten Bild von meinem Lehrer wieder. Die Photos waren bei den Bundesjugendspielen, nur wenige Tage vor dem Unfall, aufgenommen worden, und sie sind nicht besonders gut. Eigentlich ist er auch nur am Rande als Protokollführer zu sehen. Aber es ist zufällig das letzte Photo von ihm. Zum Glück ist es noch kein digitales gewesen, sonst wäre es sicher gelöscht worden …

 

Letztes Photo

 

 

 

Bei den Wahlen im Iran scheint der bisherige Präsident Ahmadinedschad mit großer Mehrheit gewonnen zu haben. Wenn es denn mal keinen Wahlbetrug gegeben hat. Aus Protest gehen Hunderttausende Iraner auf die Straße und die Regierung hindert die internationale Presse daran, frei zu berichten. Unser Außenminister hat den iranischen Botschafter einbestellt, um sich über das Vorgehen gegen Demo-Teilnehmer und die eingeschränkte Pressefreiheit zu beschweren. Und natürlich um zu fragen, wie man ein Wahlergebnis von 65 Prozent hinbekommt …

 

 

Und nun noch einige delikate Bilder von Penissen, um die Zensoren zu ärgern:

STOP Internetstopschild

 

Das Theater darf kein brechtfreier Raum sein.

Der Darkroom darf kein knechtfreier Raum sein.

Der Mischwald darf kein spechtfreier Raum sein.

Der Karpfenteich darf kein hechtfreier Raum sein.

Die Korbmacherei darf kein flechtfreier Raum sein.

Die Boxershorts dürfen kein gemächtfreier Raum sein.

Die Fortpflanzung darf kein geschlechtsfreier Raum sein.

Die schlagende Verbindung darf kein fechtfreier Raum sein.

 

 

Dienstag, 16. Juni 2009

Seit etlichen Wochen bereits hält der Kitastreik an. Emily mag ihren Brei nicht essen, Hannah kritzelt mit Wachsmalern auf die Tapete, Leon will das Sandförmchen nicht hergeben, Laura schneidet Tim mit der Bastelschere die Haare, Kevin isst die Fingerfarben, Max stößt Bauklötze um, Felix sitzt heulend in der Ecke, Adolf zündet Bücher an, Enrico macht auch mit.

 

Nee, anders: Die Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen der Kindertagesstätten in kommunaler Trägerschaft protestieren für mehr Geld und stillere Kinder. Und die Gewerkschaft Ver.di probt schon mal den Aufstand, indem sie immer mal wieder mit der Ausweitung des Streiks droht. (Wie soll das gehen? Weniger als nichts tun können sie ja schlecht …)

 

Kindererziehung ist zwar harte Arbeit und wird lausig entlohnt. Aber ich bin sehr froh, dass ich momentan nicht von diesem Gewerbe abhängig bin. Am Ende müssen Eltern die eigene Brut womöglich noch selbst aufziehen! (Obwohl, so schlimm wird’s schon nicht kommen, denn hier steht anderweitig beschäftigten Erziehungsberechtigten RTL hilfreich zur Seite: Man kann seine zeitfressenden Nachkömmlinge ja zwischenzeitlich bei »Erwachsen auf Probe« deponieren.)

 

Heute wurde unter anderem in Aachen demonstriert, und zwar wie es sich gehört: hübsch in zwei und zwei!

 

Kitastreik in zwei und zwei

 

 

Mittwoch, 17. Juni 2009

Beim Zappen bin ich in den letzten Wochen immer mal wieder in den Dritten Programmen bei »60 × Deutschland – Die Jahresschau« hängen geblieben. Von Sandra Maischberger moderiert und von Thomas Magnum kommentiert liefert diese – wen wundert’s? – sechzigteilige Serie jeweils 15 Minuten komprimierte Information über die jüngste Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die dieses Jahr bekanntermaßen 60 Jahre alt wird, von denen ich 38 live miterleben durfte.

 

 

Ich war ausnahmsweise gut drauf, als mich heute wieder jemand mit unbekannter Nummer anrief. Immerhin war sie nicht unterdrückt, 04221981720. Doch schon zu Beginn machte die Dame mit der flötenden Stimme, die sich als Angela Bianco vorstellte, ihren ersten Fehler. »Spreche ich mit Thomas Langens?« Na, mit welchem Namen hatte ich mich wohl gerade gemeldet?! Bevor sie mich zwecks einer Umfrage interviewen konnte, horchte ich erstmal sie aus: »Was sind Sie denn für eine Firma?« – »Das Institut für Angewandte Wirtschaftforschung.« Ich hakte nach: »Aha, und woher haben Sie meine Nummer?« – »Aus dem öffentlichen Telefooonbuch!«, antwortete sie leicht säuerlich. Daraufhin ich: »Kann es sein, dass Sie gereizt sind?« Dies gab sie unumwunden zu und beschuldigte mich, ich sei schuld daran, weil ich ja jetzt bestimmt etwas Fieses vorhabe. Och nö, gar nicht mal. Ich erläuterte ihr bloß kurz die Gerechtfertigkeit meiner Frage – und legte auf.

 

Eine Minute googeln später wusste ich, dass es dieses Institut tatsächlich gibt und seinen Sitz in Tübingen hat – die Vorwahl der Anruferin aber die von Delmenhorst war. Wagen wir also mal die Vermutung, dass das Ganze ein Nepp von einem Callcenter war, um an persönliche Daten heranzukommen.

 

(Trivia: Wikipedia weiß zu berichten, dass unser Second-hand-Bundespräsident Horst Köhler Anfang der 1970er Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter an diesem Institut war und dabei seine Doktorarbeit erstellte.)

 

Irgendwann sollte ich mal bei so einer »Marktforschung« mitmachen. Ich stelle mir die Fragen so vor:

  • Was fahren Sie für ein Auto?
  • Schlafen Sie nachts durch?
  • Wie schätzen Sie die Sicherheit in Ihrer Nachbarschaft ein?
  • Besitzen Sie teuren Schmuck, wertvolle Gemälde oder hochwertige Elektronik?
  • Wann fahren Sie dieses Jahr mal in Urlaub?
  • Lagern regelmäßig höhere Bargeldbestände in ihrem Haus?
  • Haben Sie Haustiere, speziell einen Hund?
  • Falls ja: Wie groß ist er? Wie heißt er? Was ist seine Lieblingsspeise?
  • Was ist das beste Geldversteck: Zuckerdose, Sockenschublade oder Unterwäschefach?
  • Wie weit ist die nächste Polizeistation entfernt?

 

 

 

Irgendwie ist völlig an mir vorbeigegangen, dass heute Bildungsstreik war. Erst in der Tagesschau hab ich es mitbekommen, weil da die Bildungsministerin gegen »gestrige Proteste« wetterte. Eine Menge Schüler und Studenten protestierten deutschlandweit gegen die Studiengebühren und deren zweckfremde Verwendung, gegen den Bachelor oder gleich gegen das ganze System. Da steckt doch bestimmt wieder die Stasi dahinter! Abends, im Gespräch mit einer Studentin jenseits der Theke, startete eine ganz und gar nicht repräsentative Umfrage, ob sie denn auch fleißig mitgestreikt habe. »Doch nicht um neun Uhr morgens!«

 

 

Kommen wir daher also zum Feuilleton. Essentielle Studi-Gruppen kann man nie genug haben:

  • Ach komm, Liebe ist doch auch nur so Chemiekacke!
  • Anstatt zu lernen, mach ich immer irgendeinen Scheiß im Internet.
  • Auf Fotos sehe ich gerne scheiße aus.
  • Bielefeld gibt's wirklich!
  • Champagner auf ex – Saufen mit Niveau.
  • Das Niveau ist gerade unters Bett gekrabbelt und heult.
  • Deine Mama würde mich lieben!
  • Doch, für 3 Tage braucht man soviel Gepäck!
  • Erwachsenwerden? Ich mach ja viel Scheiß mit, aber nicht jeden!
  • Heute bin ich mit dem falschen Wein aufgestanden
  • Hol mir mal was zu trinken, du wirst schon wieder hässlich!
  • Ich bin nicht schüchtern, ich will wirklich nicht mit dir reden!
  • Ich drücke die Fernbedienung fester, wenn die Batterien leer sind.
  • Ich kann mir Deinen Namen nicht merken, Du heißt ab jetzt Johnny!
  • Jeder Topf hat einen Deckel. Ich glaub, ich bin ein Wok!
  • Du bist kein Wok, Du bist einfach nur behindert!
  • Lass mich doch mal bitte zu Ende dazwischenreden!
  • Man muss mich nicht verstehen … liebhaben langt.
  • Meine Aufmerksamkeitsspanne ist sehr kur… oh, ein Vögelchen!
  • Oh, war wieder Schminke in der Wendy?
  • Rentner gehören vorn Fernseher und nicht auf meine Schwimmbahn.
  • Schau nich so, ich habs auch nich immer leicht mit mir!
  • Sekt … knallt besser als manche Männer!
  • Stur bist nur DU, denn ich hab ja Recht!
  • Ungeduldig? Wer? Ich? … – Boah, diskutier nicht! Mach!!!
  • Videospiele haben mein Leben zerstört. Egal, ich hab ja noch zwei!
  • Während du sprichst, korrigiere ich in Gedanken deine Grammatik.
  • Wann sterbe ich endlich, weil ich Kettenbriefe nie beantworte?
  • Warum liegt hier eigentlich Stroh?
  • Was kostet die Welt und wann können Sie liefern?
  • Wenn ich an meinem Eis lecke, stöhnt die Waffel.
  • Wenn ich dir jetzt Recht gebe, liegen wir beide falsch!
  • Wer mich entführt, gibt mich spätestens morgen zurück.
  • Wer nicht überzeugen kann, sollte wenigstens Verwirrung stiften.
  • Wer sind eigentlich Hennes & Mauritz? Die buchen immer bei mir ab.
  • Wie ich auszog, die Welt zu retten, und mit Zigaretten zurückkam.
  • Wir können hier nicht halten … das ist Fledermausland!
  • Wohin des Wegs schöne Frau? – Ich geh kacken!
  • Zum Schluss grüße ich alle Stalker, die täglich gucken kommen!

 

 

Donnerstag, 18. Juni 2009

Alles Gute zum 70. Geburtstag, Rudi!

 

 

Aus gegebenem Anlass mal ein Rüffel an die gesamte Glückwunschkartenindustrie und alle transnational operierenden Gratulationskonzerne: Warum gibt es für jenseits der 30 nur Karten, die den Geburtstag entweder lächerlich machen oder so vor Pathos triefen, dass eigentlich nur noch ein schwarzer Rand drumherum fehlte? Ich stand vorgestern vor gefühlten 100 Regalmetern mit diesen klappbaren Druckerzeugnissen und überlegte kurzzeitig, ob ich den Point of Sale nicht verlassen und lieber selber etwas designen sollte. Schlimmer würde auch nicht werden. Doch da entdeckte ich ein Drehgestell mit Karten, denen ein kleines buntes Büchlein mit Sinnsprüchen beigefügt war und wir kamen doch noch ins Geschäft. Kostprobe: »Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren zählt.«

 

 

Abends durfte ich – eher zufällig – einem grandiosen Konzert der Band Anda beiwohnen. Eigentlich wollte ich nur kreuzworträtseln, schnell ein paar Photos zu Dokumentationszwecken anfertigen und danach wieder verschwinden, so wie es meine professionellen Brüder ja auch stets machen. Doch diese Mischung aus Folk, Electro und Experimenteller Musik, wie sie ihren unbeschreiblichen Stil beschreiben, fesselte mich so sehr, dass ich auch noch den letzten Ton mitbekommen wollte.

 

Anda im Egmont

 

Zur Erzeugung, Verarbeitung und Wiedergabe ihrer faszinierenden Klänge nutzen die beiden Studenten aus Oldenburg, die auf dem Weg zu einem Gig nach Mulhouse gerade eine kleine Deutschlandtournee absolvieren, außer ihrer tollen Stimmen allerlei Gerätschaften: Gitarre, Ukulele, Melodika, Hupe, Glockenspiel, Radiorekordertasten, Telefonhörer, Kofferradios sowie diverses elektronisches Zeugs, während im Hintergrund behaglich schwarz-weißes Kaminfeuer auf der Mattscheibe züngelt. Eine CD gibt es noch nicht, aber ein Profil von Anda auf MySpace. Anspieltipp: »Kurt Cobaine«

 

 

Auf dem Heimweg nachts um elf traf ich den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg. Für alle Wahl-Brandenburger, die jetzt grad nicht wissen, wer das ist: Er heißt Matthias Platzeck und war mal SPD-Parteivorsitzender. Irgendwie habe ich es wohl mit denen zur Zeit … Wir warteten gemeinsam an der Ampel vor meiner Haustür auf Grün. (Komisch, sollte er nicht bei Rot gehen dürfen?!) Einer seiner Bodyguards sprach mich sogar an und fragte, wo denn das Mercure-Hotel am Dom sei. Nicht weit, wir standen fast davor, und wenn sie nicht gefragt hätten, wären sie noch weiter in die falsche Richtung gelaufen. Cool, dass ich der SPD mal sagen kann, wo es langgeht! Und dass sie meinem Ratschlag folgt!

 

 

Freitag, 19. Juni 2009

Aufgepasst, Ahmadinedschad, Kim Jong Il und andere: Barack Obama kann einer Fliege sehr wohl etwas zuleide tun! Während eines TV-Interviews betätigte er sich dieser Tage als Fliegenklatsche. (Aber ich bin sicher, er führte den Erstschlag nur aus, nachdem er sämtliche diplomatischen Mittel ausgeschöpft hatte …)

 

 

Samstag, 20. Juni 2009

Alles Gute zum 50. Geburtstag, Winfried!

 

 

Wer auf dem Münsterplatz Restbestände letzten frischen deutschen Spargels erstehen wollte, wurde auch Zeuge der Darbietungen der Einrad-Zebras.

 

Einrad-Zebras vorm Dom

 

 

Habe nach der Tagesschau um acht nicht schnell genug weggezappt und so erfahren, dass »Das Sommerfest der Volksmusik«, präsentiert von Florian Silbereisen, sowohl in Stereo als auch mit Untertiteln für Gehörlose auf Tafel 150 ausgestrahlt wird. Und dabei könnten die doch dieses eine Mal angesichts ihres Schicksals froh und glücklich sein …

 

 

Montag, 22. Juni 2009

Nanü, es heißt, der iranische Wächterrat räume Unregelmäßigkeiten bei der Wahl ein. Und ich hätte drauf gewettet, dass das ganze eine PR-Aktion von Twitter und YouTube war!

 

 

Dienstag, 23. Juni 2009

Ich habe seit einem Monat nicht mehr in die Page-Statistiken geguckt. Sollte man öfter tun und sich überraschen lassen, wie schnell einem die Sachen geklaut werden. Ein Dutzend Webseiten hat scheint's Gefallen gefunden an meiner kleinen Photoshopspielerei vom letzten Mal, zum Beispiel diese hier.

Carry on? Bitteschön. Wo das herkommt, ist noch mehr davon:

 

THE LITTLE BOOK OF CALM

 

Oder auch:

 

"The Elephant and the Balloon" by Bernard Black &  Manny Bianco

 

Das sagt die internationale Presse:

  • »A masterpiece by Bernard Black and Manny Bianco.«
  • »The best children’s book ever written.«
  • »I feel sad for all the poor children who had to grow up without it!«

 

 

Mittwoch, 24. Juni 2009

Meine Lieblingsläden für den täglichen Bedarf sind die Filialen des Soft-Discounters PLUS. Ob sie das noch lange bleiben werden, ist fraglich. Denn nach der Übernahme der Kette durch Edeka soll sie mit NETTO zusammengeführt werden. Deshalb wird nicht nur das schöne Logo in orange und blau durch ein hässliches in rot und gelb ersetzt werden, sondern bereits jetzt das Sortiment umgestellt. Einige liebgewonnene Produkte sind aus den Regalen schon verschwunden. Und bei der im Moment wichtigen Versorgung mit Apfelsaft kommt es zu Lieferengpässen: In allen fußläufig erreichbaren Läden gibt es zur Zeit keinen mehr! Keinen ganz normalen, klaren Apfelsaft aus Konzentrat im 1,5-Liter-Tetrapack. (Dafür bietet man in der Apfelsaftecke nun so abstruses Zeug feil wie Holunderblütenbrause, oder genauer: »Erfrischungsgetränk mit Holunderblütengeschmack, mit einer Zuckerart und Süßungsmitteln. […] Enthält eine Phenylalaninquelle«) Natürlich könnte ich alternativ Apfelschorle kaufen. Aber Wasser kommt bei mir aus der Leitung, das schleppe ich nicht durch die halbe Stadt und vier Stockwerke hoch! Und wie wäre es mal mit naturtrübem Saft? Der ist alles andere als von Natur aus trüb! Jeder, der schon einmal frisch gekelterten Apfelsaft gesehen hat, weiß, dass dieser nur am Anfang trüb ist, denn schon nach kurzer Zeit setzen sich die Schwebstoffe am Boden ab. So einen Schmodder will der Kunde natürlich nicht kaufen, man müsste den A-Saft vor Gebrauch ja womöglich schütteln. Ich will gar nicht wissen, wieviel Ingenieurskunst daher nötig ist, diesen natürlichen Trub zu imitieren. Außerdem schmeckt er nicht. Hallo Herr PLUS: Ich will weiterhin Prima Leben Und Sparen!

 

 

Donnerstag, 25. Juni 2009

Für nachfolgende Generationen: Dieser Sommer ist nach landläufiger Meinung mal wieder keiner. Das war mir bisher noch gar nicht aufgefallen, da bei mir ab 15 Grad T-Shirt-Wetter ist. Heute ist der erste Tag, an dem die Temperaturen an die 30-Grad-Marke schrammen, allerdings direkt klebrig warm, doch immerhin ohne Niederschlag. (Das ist jedenfalls die Lage in unseres Breiten, weiter südlich in Bayern und Österreich müssen in den letzten Tagen Wolkenbrüche niedergegangen sein.)

 

Was kann man einem solchen schwülen Sommerabend Besseres tun als sich den ehemaligen Schuhkarton mit Briefen vorzunehmen, die man um die 15 Jahre lang nicht mehr gelesen hat? Natürlich hab ich die noch alle, fein säuberlich nach Absender sortiert, es wird ja nichts weggeschmissen. Interessante Leute, die man damals kannte, – ich habe sie noch nicht alle in den einschlägigen Communitys wiederentdeckt – und tolle Probleme, die man damals hatte. Die herrlich haptische Lektüre der handgeschriebenen Blätter erfordert mitunter graphologischen Spürsinn, weckt Erinnerungen an längst Vergessenes – und zeigt, dass die Wirkung von Tintenkiller nach einigen Jahren verfliegt und das ursprünglich Geschriebene wieder ans Tageslicht kommt!

 

Ich habe natürlich nicht gleich alle Briefe gelesen, dafür war die Nacht dann doch zu kurz. Aber immerhin habe ich die porösen Gummibänder erneuert, damit sie halten bis in 15 Jahren, wenn ich mir die Briefpacken wahrscheinlich das nächste Mal dazwischennehmen werde. Die digitale Korrespondenz der letzten Jahre wird nicht so sorgfältig bewahrt. Nur in den Anfangstagen der E-Mail habe ich die Nachrichten per Hardcopy gesichert. Bis sich herausstellte, dass die Qualität einer hastig in die Tastatur gehackten Mail nicht mit einem handschriftlichen Brief mithalten kann.

 

Da auf jedes Ping ein Pong folgt, folgere ich: Ich muss eine verdammte Menge geschrieben haben damals! Was mich wirklich brennend interessieren würde, wäre meine eigenen Briefe nochmal zu lesen. Weiß der Geier, ob es sie noch gibt. (Denn ich habe sie nicht – wie diese eine Brieffreundin – vor dem Abschicken noch schnell auf einen Fotokopierer gelegt …)

 

 

Freitag, 26. Juni 2009

SCREENSHOT: Amazon.de-Verkaufscharts am 26.06.2009Wow, Michael Jackson (†), das ist ja mal ein fulminanter Auftakt zur Comeback-Tournee!

Dass nun die darbende Musikindustrie angesichts der heutigen Bestseller-Charts bei Amazon aber mal nicht auf dumme Ideen kommt, wie sie die Verkäufe auch anderer Künstler ankurbeln könnte …

(Ich bin mir bewusst, dass ich durch die letzten zwei Absätze die eine Hälfte der Menschheit als treue Stammleserschaft verloren habe.)

Dann sind wir ja jetzt unter uns.

Per Internet, Radio und TV wird man mehr als umfangreich informiert. N-TV könnte eigentlich seinen führenden Konsonanten ändern. Muss man sich mal vorstellen: Die haben den ganzen Tag nur Musikvideos gespielt! Nein, das nun nicht; es wurden aber schon etliche musikalische Versatzstückchen eingebaut, um die Lücken zwischen den spärlichen Informationen, den Gesprächen mit vermeintlichen Experten, den Schalten zu den trauernden Fans vor Ort und den Interviews mit den plötzlich intimsten Freunden zu schließen. (Jacko hatte Freunde? Wo waren die, als er noch lebte?!)

Andere Nachrichten finden derzeit nicht statt. Also: Wenn man noch schnell unbeliebte Maßnahmen kundtun, moralische Verfehlungen gestehen, einen Angriffskrieg planen oder die Mehrwertsteuer unerkannt auf 25 Prozent erhöhen möchte, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt!

 

 

Montag, 29. Juni 2009

Dieser höchst schwüle Morgen – sollte das etwa der Sommer sein, auf den alle warten? – begann mit einem fürstlichen Stundenlohn: 102 Euro für eine Stunde Buchlesen! Na gut, es stak währenddessen auch eine Kanüle in meinem Arm, die mir wertvolle Körpersäfte entzog. Und normal ist diese Entlohnung auch nicht, doch heute war's meine 40. Spende, da ist das Plasmazentrum spendabel.

 

Nach dem Tausch eines komplett ausgefüllten Prämienheftchens gegen einen Stapel grünlich bedruckten Papiers mit antiken Motiven – normalerweise sind als Entsaftungsentgelt kleinere Summen üblich – herrschen nun bargeldtechnisch amerikanische Verhältnisse in meiner Hosentasche.

 

 

Um die Wirtschaft am Laufen zu halten und mich wieder zum Fahren zu bringen, steckte ich das erspendete Geld – und einen Haufen weiteres – in den Erwerb eines neuen Fahrrades. Mein erstes Fahrrad mit Bedienungsanleitung! Es sieht fast so aus wie das, was mir vor 311 Tagen geklaut worden war. Nur dass dieses nun ein sehr viel stabileres Schloss besitzt! Nach wie vor gilt aber meine Warnung an Langfinger: Wenn Ihr Euch an diesem Rädchen vergreift, werde ich Euch die Finger höchstpersönlich kürzen! Dass Ihr’s nur wisst!

 

RALEIGH Road Classic Leisure Line

 

 

Dienstag, 30. Juni 2009

Das waren die Meldungen. Und nun: das Wetter. Es soll warm werden heute. Und in den nächsten Tagen noch wärmer. Man droht mit 30 Grad plus X. Gegen Sonne und Hitze habe ich zur Zeit eigentlich nichts. Wenn alle ölen müssen wie die Sau, ist das nur demokratisch, und es fällt nicht so auf, wie wenn man's sonst nur alleine macht. Aber es war bisher ja noch kein echter Sommer: Echter Sommer brennt zwei Wochen lang mit sengender Sonne hernieder und schickt danach schwülen Schleim. Aber was ist? Dieser Sommer fängt mit dem Schleim an. Ich kann die Sonne nicht mal sehen vor lauter Dunst!

Um meinen gestrigen Neuerwerb einzuweihen und dabei nicht zu zerfließen, nutzte ich die frühen Morgenstunden für eine Testfahrt. Gegen halb acht habe ich mich aufs Rad geschwungen. Der Wecker stand eigentlich auf 5, damit ich in den Sonnenaufgang radeln konnte – da war aber noch keine Sonne erkennbar …

 

 

Na, wer schwebt da so plump im Blimp über AC? – Karl, unser nächster OB.

 

Karl Schultheis über Aachen

 

 

 

Wanna be startin' somethin'

Man in the mirror

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